Die „Alte“Hofmusik
Die Düsseldorfer Musikgeschichte im 17. und 18. Jahrhundert berichtet über wahre Glücks- und Unglücksfälle. Einer der großen Glücksfälle war sicherlich der Erwerb der Herzogtümer Jülich und Berg durch das Haus Pfalz- Neuburg nach den Jülich-Klevischen Erbstreitigkeiten 1614. Der neue Landesherr, Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm (1578-1653) verlegte Schritt für Schritt seine Residenz von Neuburg an der Donau nach Düsseldorf.
Der kunstsinnige Herzog, der einen engen Kontakt zu Peter Paul Rubens pflegte, entwickelte aus bescheidenen Anfängen zielstrebig seine Hofmusik. Einen Glanzpunkt setzte er mit der Verpflichtung des berühmten Geigers und Komponisten Biagio Marini, der in der berühmten Kapelle von San Marco spielte und der ihm zahlreiche Werke widmete. Sein Sohn und Nachfolger Philipp Wilhelm (1615-1690) brachte die Hofmusik trotz schlechter Zeiten auf ein beachtliches Niveau. Dabei kam ihm auch seine kluge Familienpolitik zu statten, denn seine Töchter heirateten in die großen europäischen Höfe ein und seine Söhne bekleideten wichtige Ämter im Reich.
Als Johann Wilhelm II. (1658-1716), in Düsseldorf Jan Wellem genannt, von seinem Vater Philipp Wilhelm 1679 die Regentschaft im Herzogtum Jülich und Berg übernahm und nach dessen Tod die Kurfürstenwürde erhielt, begann für die Residenzstadt Düsseldorf eine große musikalische Blütezeit. Sein Mäzenatentum in Kunst und Musik war geradezu legendär.
Die kurfürstliche Hofmusik zog große Musiker aus ganz Europa nach Düsseldorf. Von besonderer Bedeutung waren hierbei die engen familiären Beziehungen zu den Häusern Habsburg und Medici. Komponisten wie Giovanni Legrenzi, Giuseppe Antonio Bernabei, Francesco Maria Veracini, Arcangelo Corelli und andere widmeten dem Kurfürsten Hauptwerke. Georg Friedrich Händel besuchte mehrmals Düsseldorf und mit vielen Musikern pflegte der Kurfürst einen regen Briefwechsel.
Sebastiano Moratelli und Johann Hugo von Wilderer waren Hofkapellmeister. Agostino Steffani hatte zwar kein musikalisches Amt inne, aber sein Wirken gab dem musikalischen Leben am Hofe starke Impulse. Opernlibretti verfassten Giorgio Maria Rapparini und Stefano Benedetto Pallavicini. Johann Schenk und Georg Andreas Kraft, aber auch Francesco Maria Veracini als bedeutende Streicher-Virtuosen und die Holzbläser aus den Familien Holzbauer und Cannabich seien hier genannt. Die Lautenisten-Familie Weiss mit Vater und Söhnen musizierten in Düsseldorf. Silvius Leopold Weiss komponierte hier 1706 seine Sonate c-moll. Unter den Augen Johann Schenks bauten die kurpfälzischen Instrumentenbauer Gebrüder Kaiser Gamben von hoher Qualität.
Das Kurfürstenpaar hinterließ keinen Erben und so waren die Düsseldorfer Träume vom fürstlichen Mäzenatentum und kulturellem Ruhm mit dem Tod Johann Wilhelms 1716 vorerst beendet. Sein Nachfolger und Bruder Carl Philipp (1661-1742), der als Statthalter des Kaisers in Innsbruck residierte, verlegte die Residenz vom Rhein an den Neckar, zunächst nach Heidelberg und dann nach Mannheim. Mit den Musikern aus Düsseldorf und Innsbruck begründete er die „Mannheimer Hofkapelle“. In der ersten Mannheimer Orchesterliste finden sich 33 Familiennamen Düsseldorfer Musiker und Johann Hugo von Wilderer und sein Innsbrucker Kollege Jacob Greber waren die ersten Mannheimer Hofkapellmeister.
Lange mussten nun die Düsseldorfer warten, bis sie wieder einen Kurfürsten und seine Hofmusik in ihren Mauern begrüßen konnten. Nach dem Tod Carl Philipps 1742 übernahm Kurfürst Carl Theodor (1724-1799) und seine Gattin Elisabeth Auguste (1721-1794) die Regierung. 1746 bis 1747 besuchte das Kurfürstenpaar mit dem gesamten Hofstaat für eine längere Zeit seine Besitztümer am Niederrhein und brachte auch gleich die „Mannheimer Hofkapelle“ mit, in der Johann Stamitz die 1. Violine spielte. Nach der Rückkehr aus Düsseldorf ernannte ihn der Kurfürst zum Konzertmeister. In de Hofkapelle saß auch der junge Christian Cannabich, dessen Vater schon Hofmusiker in Düsseldorf war.
Der „Düsseldorfer Musik“ nach zu spüren gehört zu den Aufgaben, die sich die „Neue Düsseldorfer Hofmusik“ gestellt hat. Zahlreiche Werke wurden bereits im Staub der Archive gefunden und aufgeführt.